Für die Besichtigung der verschiedenen Orte auf dieser Route durch das moderne Stadtbild müssen längere Wegstrecken zurückgelegt werden, was die Benutzung eines Autos vorteilhaft macht. Nichtsdestoweniger ist es auch möglich, die Stadt bei mehreren Spaziergängen zu durchlaufen, da ihre Größe überschaubar ist.
Die Route beginnt auf der Joan-Brudieu-Allee, die als Übergang von der Altstadt zur Neustadt des 20. Jh. gesehen werden kann. An der Allee liegen eine Reihe Wohn- und Bürogebäude, die einen Beweis für das gewollte moderne Gesicht in diesem Teil der Stadt zu Beginn des 20. Jh. darstellen. Am Beginn der Alle wird dieser Teil der Stadt vom Fluss Segre durch das Kloster der Sagrada Família getrennt, in La Seu d’Urgell auch bekannt unter der Namen „la Punxa“ (der Stachel) wegen seines Schieferdachs, das sich über den Gebäudekomplex spannt. Von der Alle aus lässt sich der neue Teil der Stadt erkunden, der durch den Neustadtentwurf des aus Lleida stammenden Architekten Joan Bergós i Massó 1927 systematisch Form annahm. Der Plan war Teil einer urbanistischen Initiative ohnegleichen im katalanischen Pyrenäenraum. Der Plan des Bergós entwarf ein urbanes Netz rechtwinkliger Form, das sich an die mittelalterliche Stadt durch die Achse anlehnte, welche die Allee und die Straße Sant Ot darstellten. Diese Achse sollte zur wichtigsten Ader in der städtischen Entwicklung nach Westen hin werden, zu der weiten Ebene, in der sich dieser Teil der Stadt ausbreitete. Von der Joan-Brudieu-Allee aus entlang der mittelalterlichen Stadtgrenze, von der nur noch im Westen die Straßenzüge erhalten sind, gelangt man zum Konzilsseminar. Dieses imponierende monumentale Gebäude ist ein Zeichen der Macht, die die Kirche im 19.Jh. noch immer besaß, obwohl der Liberalismus im Vormarsch war (in diesen Gebieten der Berge sollte es jedoch noch einige Zeit bis zu seiner vollständigen Durchsetzung dauern). So wurde im Bistum von Urgell unter dem Pontifikat des Bischof Caixal der Bau eines neuen Konzilsseminars gigantischer Ausmaße außerhalb der Stadtmauer von La Seu in Angriff genommen. 1860 wurde der Grundstein gelegt. Im Randgebiet der Neustadt und bereits an den Fluss Valira angrenzend befindet sich ein weiteres interessantes Gebäude: das Racionero-Kloster im Valira-Park. Der Park selbst ist ein Beispiel für die Bemühungen der Stadt, dort qualitative Erholungs- und Unterhaltungsgebiete zu schaffen, wo die Stadt zuletzt am stärksten gewachsen ist. Vor diesem Hintergrund bildet das neue Kloster ein einzigartiges Element, das die Vergangenheit mit der Gegenwart verknüpft. Jedoch nicht ohne eine gewisse Polemik, die sich in einer Reihe in die Kapitelle eingehauener Bilder zeitgenössischer Persönlichkeiten darstellt. Lässt man den Valira-Park hinter sich, geht es weiter zum repräsentativsten Ort des modernen La Seu d’Urgell: dem Segre-Park. Das Eingreifen in das Flussbett und dessen Neuausrichtung wurde vor dem Hintergrund der Olympischen Spiele in Barcelona 1992 angegangen. Bei diesen Spielen wurde La Seu zum Austragungsort für die Wildwasserwettkämpfe ernannt. Das kluge Eingreifen in das Flussbett erlaubte es, der Stadt eine großartige Sportstätte zur Verfügung zu stellen und gleichzeitig das Flussgebiet unter Kontrolle zu bringen, das bis dahin nur schwer zu handhaben war. Auf halber Strecke zwischen dem Segre- und dem Valira-Park findet man ein letztes außergewöhnliches Gebäude der Neustadt La Seus: den alten Schlachthof, der heute als Bürgerzentrum dient. Es handelt sich um ein modernistisches Werk des Architekten Joan Bergós, dem „Vater“ der Neustadt von La Seu, mit dem man auf den Modernisierungsprozess und die neuen Erfordernisse reagierte, die im Bereich des Viehhandels in La Seu zu Beginn des 20. Jh. aufkamen. Im Segre-Park endet die zweite Route. Von hier aus erreicht man leicht wieder die Joan-Budrieu-Allee.